Nein, das Geld ist noch nicht auf dem Konto. Aber auf ein stattliches Sümmchen darf sich Rot-Weiss Essen schon mal freuen. Auch wenn es dann doch nicht ganz so hoch ist wie in Medien kolportiert. „Weniger als 700 000 Euro“ erwartet der Regionalligist nach den Worten von RWE-Vorstandschef Michael Welling von Arsenal London. Denn der Club aus der Premier League hat den deutschen Nationalkicker Mezut Özil für die unfassbare Summe von 50 Millionen Euro von Real Madrid an die Themse gelockt. Und weil Özil in seiner Jugend auch ein paar Jahre an der Hafenstraße gekickt hat, verdient RWE mit.
Das weckt Begehrlichkeiten. So ließ sich Stadtkämmerer Lars-Martin Klieve vernehmen, dass RWE doch „seinen Verpflichtungen“ nachkommen könne, nun wo dem Traditionsverein ein unverhoffter Geldsegen ins Haus stehe. Das neue Stadion sei schließlich unter der Prämisse gebaut worden, dass es den Haushalt nicht stärker belastet als das alte. Im Klartext: Rot-Weiss Essen solle bei der Stadionpacht doch etwas oben drauf legen. Klafft im Etat der städtischen GVE, die das Stadion betreibt, doch eine Lücke von 250 000 Euro.
Erster „Solidaritätsbeitrag“ wegen Rechtsstreit noch unangerührt
So etwas bringt RWE-Vorstand Welling schneller auf die Palme als ein Schuss seiner Mannschaft übers leere Tor. Ein Pachtvertrag sei ausgehandelt. 25 Prozent der Einnahmen soll RWE abtreten, Mitgliedsbeiträge und Spenden ausgenommen. Das gelte auch für Erlöse wie sie aus dem Özil-Transfer erwartet werden, von der Fifa als „Solidaritätsbeitrag“ definiert.
Die Politik muss den städtischen Zuschuss für den Stadionbetrieb in Höhe von derzeit 500 000 Euro jedes Jahr aufs Neue genehmigen.
Wann RWE über die Özil-Einnahme wird verfügen können, steht laut Welling in den Sternen. Das Geld soll auf einem Treuhandkonto geparkt werden, wie schon jene 240.000 Euro, die dem Verein bereits nach dem Wechsel des Ausnahmespielers von Werder Bremen nach Madrid zugesprochen worden waren. Das Geld werde erst angerührt, wenn der anhängige Rechtsstreit mit dem Insolvenzverwalter der Firma des ehemaligen RWE-Vorstandes Stefan Meutsch abgeschlossen ist.
Die hatte RWE ein Darlehen in sechsstelliger Höhe gewährt, welches der Club mit Transferrechten absicherte. Als RWE Insolvenz anmelden musste, war das Geld futsch und die Transferrechte nach Rechtsauffassung des Vereins erloschen. Özil spielte da schon längst nicht mehr an der Hafenstraße, wie Welling betont. In erster Instanz hat der Club Recht bekommen. Welling geht davon aus, dass die Gegenseite bis zum Bundesgerichtshof geht. Es könne also noch Jahre dauern, bis RWE die Özil-Einnahmen ausgeben kann.